Dienstag, 10. Januar 2017

Ein Märchen wird wahr - das Bündnis für die Ewigkeit


So ein Hochzeitstag kann, auch wenn er von allen mit Freude und Spannung erwartet wird, doch mit ziemlichem Stress verbunden sein.
Selbst, wenn alle Details geplant sind und beinahe alles Vorbereitbare vorbereitet ist, gibt es da diese 1000 Kleinigkeiten, die unvorhersehbar und unerwünscht einfach geschehen, den Kopf in ein leeres Gefäß verwandeln, das Blut zum Wallen bringen und das Herz zum Rasen verleiten.

Dabei versprach das Wetter traumhaft sommerliche Aussichten und zeigte sich von seiner besten Seite.


Der gefühlt wärmste Tag im August - ausgerechnet. Nun gut.
Ich für meinen Teil - es war frühs um 5 - wollte mich eigentlich lieber noch niemandem zeigen.
Obwohl es bereits der Hochzeitsmorgen war, gab es augenscheinlich noch unendlich viel zu tun.
Die Häppchen für die Gäste mussten zubereitet werden (meine Küche glich einem Schlachtfeld), die Wohnung musste für die Abholung bereit gemacht werden, laut Brautjungfernablaufplan sollte ich um 7 in Erfurt sein, um mit zum Friseur zu gehen, bevor wir dann zu unserer Wohnung fahren und aus der Braut auch optisch eine Braut machen würden und Tobi seine Lydia letztlich überreicht bekäme.
Irgendwann dazwischen würden wir uns selbst noch anziehen und ich mich schminken müssen.

Bei solch strukturierten Abläufen kommt garantiert etwas dazwischen. Immer.

Und all die kleinen Handgriffe, bei denen jeder für sich keine Zeit fraß, summierten sich zu einem unüberschaubar großen Aufwand.

Zum Glück war nicht ich allein für die Planänderung verantwortlich, auch auf Seiten der Braut lief nicht alles wie gewollt. Das Schminken verzögerte sich weit nach hinten, der Friseurbesuch dann leider auch und irgendwann dazwischen hatten wir vereinbart, dass ich nicht erst in die Stadt und dann wieder zurück fahren würde.

Während ich zunehmend nervös in der Wohnung umher tigerte und bemüht war, den letzten Schliff zu verleihen, kamen Braut und Trauzeugin bei uns an. Von den Brauteltern fehlte bis dahin jede Spur, die Nerven aller waren angespannt. Es war bereits 9 durch, die Zeiger der Uhr zogen gefühlt doppelt so schnell ihre Runde.
Eine halbe Stunde später trafen alle auf einmal ein. Die Familie der Braut, der Foto- und der Videograf. Obwohl unser Wohnzimmer wirklich alles andere als klein ist, standen wir uns gegenseitig im Weg.
Ich selbst war noch nicht mal im Kleid, geschweige denn geschminkt und verzog mich wieder in die Küche, dann ins Bad, wenigstens für ein paar schnelle Handgriffe.
Vom Wohnraum her vernahm ich wildes Stimmengesurre, wir lagen - den Widrigkeiten entgegen - noch ganz gut im Rennen. (Wenn man es mit der Uhr nicht so genau nimmt.)
Mit Eintreffen des Bräutigams verzogen sich die Männer nach draußen vor das Tor, um ihm das Warten etwas zu erleichtern - er war sichtlich nervös.

In der Wohnung wurde es stiller, Lydia erstrahlte in ihrem Kleid und wirkte doch wie ein Schulmädchen am ersten Tag. Zwischen ihr und Tobi stand bloß noch die Abholung, ehe sie gemeinsam zum Standesamt fahren und sich das Jawort geben würden.


Die Abholung

Dabei handelt es sich um ein traditionelles Element russischer Hochzeiten.
Die zukünftige Braut wird - üblicherweise im Elternhaus - angekleidet und zurecht gemacht, bevor sie dem Bräutigam übergeben und von ihm mitgenommen wird.
Bevor die Brautleute sich jedoch gegenüberstehen, sind vom Bräutigam Aufgaben zu erfüllen - schließlich muss er sich seine Braut verdienen.
Es ist an der Trauzeugin und den Brautjungfern, diese Aufgaben zu stellen. Immerhin beansprucht der Bräutigam deren beste Freundin für sich.

Ich möchte behaupten, wir haben es Tobi dementgegen nicht all zu schwer gemacht.

Mit der Überwindung der letzten Hürde übergaben wir ihm den symbolischen Schlüssel zur gemeinsamen Zukunft.

Ein paar letzte Schritte durch den schmalen Flur.
Herzbeben.
Pures Glück.
Freudentränen.

Vor dem Hof hatten sich einige unserer Nachbarn eingefunden. Die "weiße Kutsche" stand bereit. Für das Brautpaar regnete es erste liebe, bewundernde und anerkennende Worte.
Der Autokorso setzte sich in Bewegung. Endlich lagen wir im Zeitplan.


Das Jawort - oder - der Ort, wo Träume fliegen lernen

Spätestens seit den Grimm'schen Märchen, Hollywood und Disneys Animationsfilmen hat sich das Bild einer Traumhochzeit mit Schloss und wunderschönem weißen Kleid in die Träume beinahe jedes Mädchens verirrt.

Aus Traum wurde Realität.

Schloss Ettersburg - umrahmt von einem idyllischen und sehr gepflegten Park mit Blick auf die weiträumige Natur im saftigen Grün des Sommers. Vögel sangen, Bienen brummten.
Die Hochzeitsgesellschaft war auf dem Weg zum Schloss. Der Weg war etwas beschwerlicher mit Absatzschuhen, wir kamen von der falschen Seite und wurden vom Brautpaar bereits erwartet.
Zeit für ein paar letzte Korrekturen, dann ging die Gesellschaft hinein - gefolgt von Brautjungfer, Trauzeugin und letztlich Brautvater und Braut.

In all den Augenblicken eines solchen Tages liegen Wehmut und Stolz, Traurigkeit und Freude - das Spektrum der Gefühle - so unglaublich nah beieinander.


Ein paar letzte Schritte durch den langen Gang.
Herzbeben.

Das Jawort.
Pures Glück.

Ringtausch und Eheversprechen.
Freudentränen.

Erleichterung.


Die Feier

Natürlich wurde gefeiert. Bis weit in die Morgenstunden.
Tradition traf auf Moderne.
Alle Grenzen wurden nieder gerungen, Kriegsbeile begraben. Es wurde getanzt, gejubelt, gemeinsam gelacht und geweint. Luftballons stiegen empor, Blumen und Strumpfband wurden geworfen - und gefangen.




zu guter Letzt

Die Ehe ist die Begründung des Heimathafens auf einer einstmals öden Insel - entdeckt durch Abenteuerlust, Fernweh und Neugier. Eine Insel, die erst durch viel Zeit, Verständnis, Hingebung und Liebe zu einem Ort wird, den wir als gutes Fundament bezeichnen würden.


Ein Ort, den wir schätzen, würdigen, brauchen.Irgendwann hat auch der schönste Tag sein Ende. Aber das ist kein Grund traurig zu sein, denn etwas Größeres und für sich Einzigartiges hat damit begonnen.Wir wünschen euch, Lydia und Tobi, von Herzen alles erdenklich Gute für eure gemeinsame Zukunft!
P.S.: Für all jene, die jetzt noch ein bisschen in Bildern stöbern mögen, habe ich hier den Blogbeitrag des Fotografen verlinkt.

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